Schutzlos in Semantik-Land

23. 9. 2007 // // Kategorie Randnotizen 2007

frau

Da es sehr schwierig ist, nüchtern über Kunst zu reden, studiere ich morgens die Kleinformatzeitungen im Hotel. Heute erfuhr ich zum Beispiel, dass nächste Woche “Security-Land” eröffnet wird: die erste Grazer Filiale einer großen Sicherheitsfirma, am Weblingergürtel im Center West neben Obi. Vielleicht denkt das Außenamt von Security Of Solipsy ja über einen Ausflug dahin nach, denn ich musste mir bei aller Schönheit und Liebness der Welt doch denken, dass es ein hohes Risiko bedeutet, den Parkplatz nicht mit Rasierklingendraht abzusperren, und in der ersten Woche dürfte es, das weiß ich von der Eröffnung des Todeszentrums “Alexa” am Alexanderplatz, Berlin, letzte Woche, diverse spannende Sonderangebote geben.

wächter

Wie man Außenpolitik macht, erfuhr ich auch, wieder durch eine Anzeige. Susanne Walter, FPÖ, schreibt: “Den “Neo-Österreichern” mit Migrationshintergrund, (sic!) sollte man ihre österreichische Staatsbürgerschaft entziehen und ebenfalls ihre verdiente “Heimreise” antreten lassen, wenn sie hier eine kriminelle Tat begehen.” Innenpolitisch wäre dazu noch anzumerken, dass erst einmal die eigenen “Ur-ÖsterreicherInnen” ordentlich Deutsch lernen sollen und dass Frau Walter anscheinend total bekifft gewesen sein muss, um die anschwellende Häufigkeit von Anführungszeichen zu erklären. Ich sehe sie vor mir, kichernd im Dirndl nachts im Lichtkegel der Schreibtischlampe. Mit kratzendem Füller krakelt sie über die Seite: “Diese “Menschen” sollen ihre “Sachen” “packen”, wenn sie überhaupt welche “haben”, und “weg” “gehen” (Knie zerknüppelt, haha) und ihre “Heimat” können”,” sie auch “lange” suchen, denn “Österreich”, nein “Der Staat Graz” hat “”Afrika”” (hier liegt sie kurz unterm Tisch) längst “total” “zerbombt“!!!!!” Dann träumt Susanne Walter von einem postapokalyptischen Suchbild, in dem sie herumwandert und sich nicht erinnern kann, ob der Phallus ein Pheler sei oder nur die gut getarnte Schatulle, wo sie ihren Stoph heimlich himmelt.

penisneid

Alles nur Penisneid oder Schwanzvergleich? Wieviele Rinder ist ein Name wert? Als Rehaprogramm für die FPÖ könnte ich mir denken, dass gegen die Übergabe des Importmonopols für Rindfleisch in die Steiermark und, da sie hier folglich nicht mehr vonnöten sein würden, auch allen hier befindlichen Rindsviehern (ob man die Parteimitglieder selbst dazuzählt, wäre noch ein offener Diskussionspunkt und birgt den einzigen Widerspruch im Rehamodell, da man die zu Therapierenden nicht gleichzeitig zur Bezahlung der Therapie verkaufen kann) an ein Dorf in Uganda die Dorfbewohner ihrerseits bereit wären, zumindest temporär ihren Dorfnamen der FPÖ zu Heilungs- und Tarnzwecken (denn unsichtbar ist, wie wir wissen, beinahe gesund) zu leihen. Im Übrigen hat schon Kenneth Ongalo-Obotem erkannt, dass die Unverschämtheit in der dänischen Arbeit, auf die ich anspiele, nicht in einem Verbot derselben, sondern in deren Permutierung und denkerischen Ausweitung produktiv zu machen ist, etwa indem, so Ongalo-Obotem, die Regierungsmitglieder die Namen der Firmen annehmen, von denen sie ihre Karossen bekommen. Indessen sind unsere Babies auch nicht so teuer wie wir gerne vorgeben, was man schon an den letztklassigen Namen merkt. Das Modell “Larissa-Mara” etwa kostet inklusive Transport und Verpackung schlaffe € 32,70 im Jahr! Kein Wunder, wenn Kindertheater Hochkonjunktur hat.

gelbengel