9.5.2000

14. 6. 2008 // // Kategorie Randnotizen 2008

Damals haben wir uns zum ersten Mal geliebt.

Petercol ist aus Basel zurückgekommen und ich aus Split. Es ist nicht nötig, den Rest hinzuzufügen. Darum ist es schwer, über die Liebe zu schreiben. Es ist unnötig. Im Herzen dieses Diskurses wartet die Stille auf mich. Und sie scheint mir sehr präzise zu sein.

Ich lese Sloterdijks Kritik der zynischen Vernunft zu Ende und heile den Zyniker in mir. Es gibt viele Wege. Betrunken sein. Verliebt. Irrational. Oder einfach dumm. Oder auf einen Platz pinkeln, so wie Diogenes. „Von einer Liebe zur Weisheit ist weiter keine Rede. Es gibt kein Wissen mehr, dessen Freund (philos) man sein könnte. Bei dem, was wir wissen, kommen wir nicht auf den Gedanken, es zu lieben, sondern fragen uns, wie wir es fertigbringen, mit ihm zu leben, ohne zu versteinern.“

Ich trage dieses Buch einen ganzen Monat mit mir herum. Ich trinke, ich verliebe mich, ich bin irrational und dumm. Aber ich bin im Begriff, mich zu heilen. Der dicke und schwere Sloterdijk begleitet meinen unvollendeten Roman (order etwas Ähnliches) auf der Reise. Sie waren gemeinsan in Turin auf der Buchmesse und in Graz bei einer Lesung und auf der letzten Lesereise mit Edo, Clemens und Joe. Sie sind zusammen bis nach Osijek gefahren. Sie holperten durch Bosnien bis nach Split. Und zurück, bis zu jenem Flur dort oben.

Und der Roman ist wirklich rachitisch. Er muss es sein.

Es geht um die Zeit. Und sie muss beschleunigt werden. Und so kurz wie möglich sein.

Es geht natürlich auch um Liebe. Und darüber wiederum gibt es nich viel zu schreiben.

Deshalb schreibe ich nicht. Ich komponiere eher.

Ich bin fertig, wenn ich bis zum Herzen der Stille vordringe.

Du wirst sie nicht hören, aber sie muss dort sein.

Aus dem Kroatischen von Alida Bremer