live

23. 7. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

in sizilien während einer fussballmeisterschaft. die strassen sind leer, und über allem schwebt der zusammenklang der vielen fernseher, die überall ins selbe programm geschalten sind. manchmal lauter, manchmal leiser, je nach lautstärke und entfernung zum nächsten gerät, aber immer unverständlich. und ich mit dreckigen füssen auf dem weg vom strand heim mit dem glücklichen gefühl, die einzige zu sein, die unterwegs ist, deren gedanken allein irgenwohin laufen, während die hirne der anderen alle gebannt demselben folgen, die anderen augen alle in dieselbe richtung schauen, während meine die einzigen sind, die die restrealität bezeugen. ich als prinz vor dem schloss, in dem alle schlafen, und ich denke garnicht daran, jemanden zu küssen. gestohlene zeit.
wahrscheinlich eine art allmachtssfantasie. grössenwahn.
jetzt schau ich auch in den fernseher und geniesse die andere art von freiheit, nämlich die vom eigenen gedankengang und der entscheidung, wo man hinschauen soll. alles ist so einfach, wenn man gerade erst beginnt sich damit zu beschäftigen. unbeschwert. sinnlos. jetzt drängt sich eine andere allmachtsfantasie auf. ich stelle mir vor, dass meine gedanken auf seltsamen wegen mitentscheiden können, wann ein tor fällt. und angenehmerweise können sie das fast nie. angenehmerweise machen sich die tore selber oder weigern sich, ganz ohne mein zutun, zu fallen. hilflos und verantwortungslos lasse ich mich überraschen. wie schön es ist, bei etwas zuzuschauen, mit dem man nichts zu tun hat.
es wird sowieso passieren. auch wenn ich nicht hinschaue. ich geh jetzt in die küche, und vielleicht macht kamerun, sich unbeobachtet fühlend, dann ein tor.