fun, freiheit, faschismus

23. 8. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

am anfang: ich habe keine muttersprache.

dieser gedanke ist einfach so: die fiktion-und-wirklichkeits-analyse ist keine kritik an den verhältnissen und auch kein selbstreverenzieller cum shot. vielmehr ist die uneindeutigkeit des wirklichen, also die potentielle fiktionalität von allem, die bedingung der möglichkeit von wirksamkeit überhaupt. nur eine wirklichkeit, die ich als veränderbar wahrnehme, bietet mir die möglichkeit zu handeln. und nur eine wirklichkeit, die uneindeutig ist, nehme ich als veränderbar an. das ist der politische gehalt des fakes. wir müssen die fakten zu fakes verflüssigen. das ist rosa parks. und denk dran, wenn du alle konventionen kaputt machst, haben wir nichts mehr, das wir teilen können. das ist ein anfang.

also, die sache ist, ich bin irgendwie ein komischer typ. und ich frage mich, was ist das eigentlich? wobei, klar, eigentlich sind wir alle komisch. das problem ist allein, dass die meisten es nicht  zugeben wollen und denken, sie seien normal. auch adolf hitler dachte, er sei normal. haha.

so zwischen 16 und 27, dachte ich immer, ich werde es nicht schaffen, ich werde nie wirklich verantwortung übernehmen können, erwachsen sein, also geld verdienen, eine arbeit haben und für mich sorgen können, mir war heimlich immer klar, dass ich es nie zu was relevantem bringen würde, zumindest ahnte ich das. aber ich versuchte es zu ignorieren. gleichzeitig hab ich das natürlich auch gemerkt, dass ich da so vor mich hinträume und mir was vormache, und das ja sogar auch merke, dass ich in der grossen lebenslüge der b-reihe gelandet bin, aber mich nicht in der lage sehe, daraus irgendwelche konsequenzen zu ziehen und dann einfach zuzugeben, ich bin eben nichts besonderes, was weiss ich!, dann ist das halt so, das konnte ich irgendwie nicht. ich kam mir heimlich immer wie ein betrüger vor, der allen was vorspielt und der kurz davor ist, ertappt zu werden und gleichzeitig hofft, dass sie vielleicht ja doch niemandem auffällt, die grosse illusion, aber dann, nach einer gewissen zeit, kommt allmählich ein bisschen panik auf, dass eben doch alles auffliegt und das wahre, echt, richtige schliesslich zum vorschein kommt und das dann eigentlich nichts mehr übrig bliebe, als irgendwohin abzuhauen oder sich einliefern zu lassen oder mit dem auto gegen einen baum zu fahren.

ich muss meine traurigkeit in einen rechtsruck umwandeln. am anfang ein zerbrochenes fenster. übrigens, diese videokameras, sind nicht als metapher für irgendetwas zu verstehen. sie stehen nicht für den überwachungsstaat, den gläsernen menschen, nacktscanner, den globalen terrorismus, das christentum, gott, die 80er jahre, facebook, porno oder etwas in der art. sie stehen für nichts als für sich selbst, sie brauchen das also nicht zu interpretieren, es gibt da keine zweite ebene oder irgendwelche mehrdeutigkeiten, die man dann lesen und interpretieren kann, sie bergen keine information oder ein rätsel, die zeichen sind nicht subversiv, sie verweisen auf nichts anderes, geheimnisvolles, verbotenes. das brauchen wir heute nicht, das gibt es auch nicht mehr. zumindest nicht hier, in österreich. das hier ist die behauptung von einem lehrstück.

wir wissen nicht, was in unseren köpfen vorgeht. die menschen sind uns nicht transparent, wir können nicht in sie hereinschauen, in die köpfe, wir haben keine ahnung voneinander, wir müssten uns die schädeldecken aufbrechen und uns gegenseitig die gedanken aus den hirnfasern zerren.

es ist alles unterstellung, alles fiktion. das was aussen so ausschaut wie normal, das ist vielleicht auch ganz was anderes. wie zum beispiel dieser stuhl.

der aufruf zur solidarität ist immer ein aufruf zur wiederholung. solidarität bedeutet, dass man sich gegenseitig anschaut und als mensch anerkennt. man erkennt aber nur das, was man schon mal gesehen hat. es bedarf der wiederholung, um etwas wiederzuerkennen. handlungen und haltungen müssen zu mustern gerinnen, haltung zu bewusstsein, handlung zu gewohnheit. wir müssen uns gegenseitig als menschen wiedererkennen. denn der grösste trieb in der menschlichen natur ist sein verlangen nach anerkennung.

das sind fünf Schauspieler. sie stellen sich vor und zugleich aus. sie sprechen über sich und über ihren beruf. sie enthüllen und verhüllen zugleich. das stück ist kein stück. es hat nicht angefangen. im zuschauerraum sitzen hundert  statisten. sie wurden alle einzeln gecastet. keiner weiss, dass es gar keine echten zuschauer gibt. die fünf darsteller lassen sich davon nicht beirren. es läuft immer was. es ist eine geschichte.
eine geschichte ist ein ablauf aufeinanderfolgender elemente und motive. im laufe der geschichte tauchen diese elemente und motive immer wieder auf. damit gehen sie miteinander eine beziehung ein. sie bilden allmählich ein bezugssystem, das dafür sorgt, das der derjenige, dem die geschichte erzählt wird, einen zusammenhang wahrnehmen kann. gäbe es diesen zusammenhang nicht, würde derjenige, dem die geschichte erzählt wird, relativ schnell das interesse verlieren. er würde nicht erkennen, worum es geht. und so muss derjenige, der die geschichte erzählt, dafür sorgen, das die elemente und motive, die er einbringt, immer wieder auftauchen, sich vielleicht wiederholen, aber noch besser: sich dabei verändern. und so tauchen z.b. menschen in einer geschichte auf und tun dies dann im laufe der geschichte immer wieder. ohne diese wiederholung erhalten sie keinen sinn. sie tauchen auf und übernehmen eine funktion. sie werden zur Rolle, zur figur, die für etwas steht, für einsamkeit z.b., oder für konkurrenz, das sind gern verwendete motive. das ist die bedingung von gemeinschaft. und doch gibt es immer wieder auch elemente, motive oder auch einfach menschen, die einmalig auftauchen und dann nie wieder. es sind momentaufnahmen, wie sie jeden tag, überall auf der welt, passieren. ein  mensch in der menge. meistens werden sie am schluss weggestrichen, weil niemand kapiert, weshalb die in der geschichte überhaupt vorkommen.
das ziel dieses abends ist: dass sie die möglichkeit bekommen, ein mensch mit erweiterten potentialen zu werden, dass sie die möglichkeit bekommen, zu erfahren, wie sie ihr bewusstsein verändern können, dass sie dadurch etwas über die möglichkeit erfahren, die bedingungen ihres denkens und damit zugleich auch die bedingungen ihres alltags zu verändern. etwas über die möglichkeit erfahren, die wirklichkeit zu verändern. und zwar nicht nur imaginär sondern real. dass sie etwas darüber erfahren, wie man andere menschen von etwas überzeugt und wie man sie beeinflusst, dass sie etwas darüber erfahren, wie sie selbst gegenüber den manipulativen einwirkungen auf sie, denen sie täglich ausgestellt sind, mit einem neuen bewusstsein zu begegnen.
enthülle! verhülle!
also: ein einzelner mensch stellt sich vor eine gemeinschaft. er bezeugt oder bekennt etwas. irgendetwas.  er sagt, etwas, das er bis zu dem zeitpunkt nur gefühlt oder gedacht hat. vielleicht ist ihm der gedanke erst gerade gekommen, vielleicht schläft er schon lange jahre in ihm und wartet auf seine veröffentlichung. vielleicht ist es ein schambesetztes gefühl. wut zum beispiel. oder traurigkeit. er eröffnet es der gemeinschaft. er ist in dem moment sich selbst und nicht sich selbst zugleich. er ist sich selbst, weil er kein anderer ist. er ist nicht sich selbst, weil er sich in dem moment verändert. das ist politik, irgendwie.
es gibt einen moment, an dem ist man ganz allein, wenn man ganz am ende von dem angekommen ist, was einem passieren kann. das ist das ende der welt. sogar der kummer, der eigene antwortet nicht mehr, und man muss zurückgehen, zu den menschen, egal zu wem. in solchen momenten ist man nicht wählerisch, denn sogar zum weinen muss man dahin zurück, wo alles anfängt, man muss zurück zu ihnen.
so enden unsere geheimnisse, wenn wir sie ins freie entlassen, vor ein publikum.
es gibt in uns und auf der erde und vielleicht auch im himmel an schrecklichem nur das, was noch nicht gesagt ist. ruhig werden wir erst sein, wenn alles gesagt ist, ein für alle mal, dann endlich werden wir schweigen und keine angst mehr vorm schweigen haben. dann ist’s geschafft.