ich warte auf eine vorladung

9. 9. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

die mir hier ins literarische colloquium geschickt wird. es handelt sich um eine etwas ominöse angelegenheit, zunächst allerdings die weniger ominösen details: ich stand brav in einer schlange um etwas zu essen zu bestellen, vor mir mehrere menschen, darunter eine frau mit kind und ich vermute deren mutter und eine freundin, zwei männer und ein weiteres kind und irgendwo muss noch eine ältere dame gewesen sein. neben mir zwei junge männer. die frauen ganz vorne verlassen verrichteter angelegenheiten mit dem bestellten essen die schlange und jene mutter spuckt einem der männer vor mir ins gesicht. ich bin mir nicht sicher, ob ich noch zeit hatte die augen vor erstaunen weit aufzureißen, da spuckt besagter mann bereits zurück, die frau geht auf ihn los, mit ihr die beiden anderen frauen, das kind steht verstört daneben, sie schlägt ihm ins gesicht er schlägt zurück, ich weiche großräumig (mindestens drei schritte) aus. hinter dem tresen kommen mehrere angestellte hervor, drängen die gäste auseinander, werfen den eben bespuckten mann hinaus, er habe eine frau geschlagen, das sei deutschland, er habe das lokal zu verlassen, in deutschland ginge so etwas nicht. er argumentiert, dass sie angefangen habe (ich bestätige: das hatte sie) und sie schreit, dass er lüge und sie die polizei sollten, sie werde anzeige erstatten. er wartet also am parkplatz. alle umstehenden sind sich einig: ja, das ginge so nicht, die polizei muss gerufen werden. ich gehe also vor die tür und beschließe auch zu warten, denn von allem was ich gesehen habe, kann ich seine reaktion verstehen. erfahre vor der tür, dass er nur mit seinem kleinen bruder und dem freund (ein amerikanischer tourist) hier etwas essen wollte. die frau habe die alte dame ganz vorne angepöbelt, die sich nach ermessen der frau vorgedrängt hatte, er hatte sie um mehr respekt gegenüber der dame gebeten und sie habe begonnen, ihn zu beschimpfen: er solle hingehen, wo er hergekommen sei und schauen, ob sein asylantrag noch nicht abgelaufen wäre. er hätte gar nicht geantwortet, da waren ja kinder und man sie ja vorbild. und so etwas sei ihm auch die letzten dreißig jahre noch nie passiert (immerhin). die frau geht drinnen noch auf und ab, immer wieder auf ihn deutend, sie humpelt jetzt und hält sich etwas an die wange. (ich denke, mir wäre aufgefallen, hätte er sie getreten., dann wäre ich wohl schnell bis vor die tür ausgewichen.) ich frage noch die beiden jungen männer, die neben mir standen, die nun im gastgarten saßen, ob sie auch warten würden, bis die polizei käme, aber sie schüttelten die köpfe, sie hätten gar nichts gesehen. das wäre nun, was ich an dem ganzen als ominös bezeichnen würde. oder wie es in “muttertag” so schön heißt: “es gibt nix schlimmeres, als wie wenn jemand siecht, dass du was gsehn hast.”