Aus der Serie “Annäherungen an Graz” IV

15. 9. 2017 // // Kategorie Randnotizen 2017

Ich habs ja schon immer gesagt, dass Graz und sein Umland von phonetischen Riesen bewohnt ist. Und falls nicht, dann sag ich es hiermit: Wohin man schaut – phonetische Riesen, wow! GRAZ an und für sich macht einen als Wort ja schon kirre. Es hat so etwas knarzend Krabetziges. Gemischt mit leichter Grämlichkeit. Erst das angriffslustige „Grrrr“, dann der aufgerissene Rachen: „AAAAAA“ Und dann dieser Zischlaut am Ende: „zzzz.“ Köstlich! Einfach nur köstlich! So sollen Städte heißen! Nicht „Bochum“ oder so. GRAZ hat Kraft. Und zugleich – na, was wohl: GRAZIE! Eleganz gepaart mit Durchsetzungswillen. Und als Fremder weiß man dann auch sofort, wo der Hammer hängt. In einer Stadt wie Graz würde ich mich z. B. niemals trauen im öffentlichen Raum zu urinieren. Was in einer Stadt wie – na sagen wir mal – Bottrop ja schon quasi ein Muss ist …
Und jetzt auch noch das: Mur. Ja, Sie haben richtig gehört: MUR! Ich fass es nicht, ich fass es nicht. Wo nehmen die Grazer das nur immer her? Ihren Fluss MUR zu nennen. Also das haut mich wirklich um! Und es wirft Fragen auf. Murrt sie, die Mur? Oder handelt es sich dabei doch eher um eine Art Murmeln? Ein Murmeln, das so leise vonstatten geht, dass die zweite Silbe verschluckt und von der ersten, der MUR-Silbe, permanent überrollt wird? Man weiß es nicht. Man weiß es nicht. Man hört nur immerzu MUR-MUR-MUR-MUR-MUR, wenn sich die Mur an ihren Ufern grazt …