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Kelim Menüleiste

3. 10. 2016 // // Kategorie Randnotizen 2016

Ich hab nun auch Microsoft-Word eingesetzt, um TEXTFILES GESTALTEN zu beschreiben und die Ergebnisse sind hervorragend. Nur manchmal gibt es Probleme mit der Rechtschreibprüfung. Ein Bekannter von mir hat vor zwanzig Jahren eine ähnliche Erfahrung gemacht. Er hatte einen Teppichknüpfer in der Türkei angeheuert, der aus einer bestimmten Grafik einen Kelim weben sollte. Nun hat der Bekannte aus unerfindlichen Gründen einen Screenshot aus seinem Bildbearbeitungsprogramm auf dem Farbdrucker ausgedruckt und in die Türkei geschickt. Man muss sich sein Gesicht vorstellen, als er den Teppich das erste Mal zu Gesicht bekam: Der Teppichweber hatte das Fenster des Programms samt Menüleisten und Shortcuts zu einem Teppich gemacht. Ähnliches könnte mir bei folgendem Entwurf für einen Teppich in meinem Arbeitszimmer passieren.

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Zuviele Rechtschreib- oder Grammatikfehler um als moderner Kelim Ernst genommen zu werden. Schade, denn ich hätte gerne den ganzen Teppich Rot und Schwarz gehabt. Hier mein bester Entwurf aus der heutigen Serie:

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Und weitere Impressionen aus meiner Musterdatei.

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Textfiles Gestalten

2. 10. 2016 // // Kategorie Randnotizen 2016

Wenn es mit der Schriftstellerei nichts wird, werde ich eben EDV-Kurse abhalten, wobei mein Lieblingsfach das ungooglebare Fach TEXTFILES GESTALTEN ist. Der Inhalt des Kurses ist es, jeder Frau und jedem Mann, die ein Textverarbeitungsprogramm bedienen können, zu zeigen, dass man damit leicht Entwürfe für Textilien, Teppiche und sogar für Architektur und Gartengestaltung ausgeben kann. Der Vorteile: Man muss keine ausgefallenen Programme installieren und kann das Ergebnis sofort ausdrucken oder als PDF oder im Format des Textverarbeitungsprogramms an den Schneider, Baumeister oder Teppichweber weiterschicken. Alle folgenden Beispiele wurden von mir mit OpenOffice angefertigt und das innerhalb von weniger als 2 Minuten während eines Telefonats.

Hier also zum Beispiel mein Entwurf für einen Gartenzaun:

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Wo es der Gartenzaun in LEFT, RIGHT, CENTERED und JUSTIFIED erzeugt werden kann.

Ich liebe es besonders, den Zeichenabstand auf wenige Hundertstel Centimeter zu stellen und eine Serie von eingegebenen Zeichen zu wiederholen. Auf diese Art habe ich mich an einem Wettbewerb beteiligt, bei dem ein Logo für die Innung der Drucker entworfen werden sollte:

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Der Entwurf eines Teppichs kann in verschiedenen Schriftarten und sogar mit Seitenzahlen hergestellt werden.

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Und der folgende Entwurf für die Fassade einer Park+Ride-Garage besteht aus dem Text des Lukas-Evangeliums.

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Ich würde mich freuen, Sie bei TEXTFILES GESTALTEN begrüßen zu dürfen!

Kojenkonzert

30. 9. 2016 // // Kategorie Randnotizen 2016

Vorgestern, als im Wiener Kunstraum Nestroyhof (Nestroyplatz 1, 1020 Wien) die Vernissage der Ausstellung BILDBILDER von Nita Tandon und mir stattfand, hat sich mein Leben drastisch verändert. Ich stehe nun täglich eine Stunde in einer Koje und spreche in dieser Stunde drei Mal eine 20-minütige Textperformance mit dem Titel MARMOR.

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Daniel Wisser: MARMOR, Textperformance (20 min.)

Das Wort Textperformance hat mir nie gefallen, aber es war auch keine brauchbare Alternative in Sicht. Gestern habe ich dann um 17:30 fortgesetzt, es ist nämlich so, dass von den 14 Texten täglich ein Text ausgetauscht wird, somit jeden Tag eine veränderte Performance stattfindet. Ein gestriger Besucher, der die ganze Stunde in der Koje blieb, sagte danach: Es ist ein Konzert mit einer Sprechstimme.

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Nita Tandon: STANDARDWERK (I), Ausschnitt, Plastilin auf Glas

Ich bin für diese Wortmeldung dankbar und dachte, ich muss einen ungooglebaren Namen finden. Also Kojenkonzert. Vielleicht ist das auch nicht der schönste Name auf der Welt, aber da es auch in den Texten um Namen geht, passt diese neue Bezeichnung sehr gut.

Wer also ein Kojenkonzert hören möchte, kann hier die Termine (noch unter dem alten Namen Textperformance) nachlesen.

http://kunstraum-nestroyhof.at/aktuell/termine-der-textperformances-marmor-von-daniel-wisser-25/

Ein neuer Text, der heute hinzukommt, beschäftigt sich mit einem Schrei, den ein Hingerichteter erst 298 Jahre nach seiner Hinrichtung ausgestoßen hat. Und der neue Text für morgen (ja, ich arbeite auch samstags) ist ebenfalls in the making; er heißt Salon.

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Der Kaffee ist fertlig

28. 9. 2016 // // Kategorie Randnotizen 2016

Bis zum Jahr 1984 hat es gedauert, bis das Reimpaar FERTIG / ZÄRTLICH, das in keinem Reimlexikon zu finden ist, amtlich war. Ich weiß nicht, ob Interpret Peter Cornelius diese Zeilen selbst geschrieben hat, es ist auch egal, denn sie gehören nun der Menschheit als der beste Beweis dafür, dass niemals alle Reime ausgeschöpft sein werden.

Ich selbst leide leider an einer zwanghaften Störung, die mich daran hindert, das Original einzutippen. Daher tippe ich immer Der Kaffee ist fertlig und nun sehe ich ROT, also SCHWARZ. Null Treffer! Ungooglebar!

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Der Kaffee ist fertlig.
Klingt das nicht unheimlich zärtlich?
(Peter Cornelius, 1984)

Man kann sich an Kopien versuchen, man wird die Unreinheit des Originals niemals erreichen. Schon vor zwanzig Jahren war ich bei Partys, auf denen spontane Versuche gemacht wurden, in die Nähe zu kommen. Ich habe nur mehr zwei davon im Gedächtnis:

Sie ist jetzt volljährlig.
Das ist brandgefährlich.

Gib mir beim Auto keine Ezzes,
denn ich fahr am liebsten Mercedes.

Auch die schönen zwei Zeilen aus Udo Jürgens Griechischer Wein

… dass ich immer träume von daheim.
Du musst verzeim!

und mein Verbesserungsversuch

… dass ich immer träum’ von einem Reim.
Du musst verzeim!

schaffen es nicht in die Nähe des großen Cornelius, des Cornelissimus.

Nein, das ist alles nichts. Nichts gegen das Original. Ich greife nach meiner Mocca-Tasse, denn ich will nur FERTLIG.

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