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I – VII

1. 9. 2014 // // Kategorie Randnotizen 2014

1
träumte, zwei trinker (einer bärtig, einer kahl) machten mir das leben zur hölle.

2
träumte von einem lebendigen, riesigen, grob gepixelten, lachenden delphin.

3
träumte von einem verwinkelten hotel mit pastellfarbenen seidentapeten, in dem ich lebte (for ever).

4
träumte von einem rendezvous im zoo; von einem neuen eisbärbecken, beworben im radio-spot von kinderstimmen: die futterfische würden in die tiefe geschraubt (wie silberne schrauben) und dort von den eisbären gejagt.

5
träumte, die kids im nachbarsgarten feierten – als hippies verkleidet – so lange, bis sie umfielen.

6
träumte den satz: „diese frisur ist schwer am kopf zu tragen“

7
träumte von Donna Haraway (in anderer gestalt) und ihrer agentin (am telefon): sie verkaufe Haraway-autogramme nach austria, denn nirgendwo sonst sei man verrückt genug, so viel geld dafür zu bezahlen. /

 

commonplace 25/8/14

25. 8. 2014 // // Kategorie Randnotizen 2014

den wirkungskreis klein halten, die ermüdungserscheinungen wegverwalten / zwischenspiele: erst gar nicht zulassen, eskapaden: erst gar nicht so nennen — – // die bunten bonussticker aufkleben / den neuen haarschnitt für sich behalten / und den schmalen schatten geld am konto ::: a-u-s-g-e-b-e-n

 

| sie erreichen uns außerhalb der geschäftszeiten |

9. 8. 2014 // // Kategorie Randnotizen 2014

 
Still 1

Still 2

Still 3

Still 4

 
dienstschluss in der wiener vorstadt: wir filmen im gewerbepark
 
 

ANSTALT

23. 7. 2014 // // Kategorie Randnotizen 2014

Das gebäude sehe doch recht anständig aus, sagte einer, er freue sich, ja, das sei doch alles irgendwie aufregend. — / Was wir uns von diesen institutionen eigentlich erwarteten, fragte eine / dachte eine / schwieg eine.
Ich selbst hatte noch ambitionen, ganze talente in den nullerjahren, sagte ich, solche, die sich auch tatsächlich zeigten, sich niederschlugen, die auszuleben waren, sagte ich, von denen man jedenfalls wusste, dass sie existierten. Na na na!, was ich denn damit meinte, fragte die eine von vorhin ganz zu recht, & ich empfand nichts dringlicher im moment als genau solche nachfragen jetzt nicht zu beantworten, und stellte mich also taub, vergesslich, alt und wirr. Es war unangenehm. Ich erwog irgendeine art von parallelhandlung, etwas, das mich (statt wirr) verwegen wirken ließ (nein), etwas, dass mich die situation als ganze fliehen ließ (ja!).

Gemeinsam gingen wir also durch die gänge dieser anstalt, durch die hohen räume, die langen flure. Hinter den vorhängen entdeckten wir prächtige staubflusen, wussten aber nichts anzufangen mit diesen entdeckungen –, und schwärmten also weiter aus — /
Da kam er näher. Stellte sich vor mir auf. Er war schön, er gefiel mir. Ich sprach ihn im plural an: Wen wollen wir, ja wen wollen wir denn da ganz & gar unbemerkt lassen ? wen denn? m-i-c-h ? – Er gab mir ein hübsches sätzchen auf einen papierstreifen gekritzelt ins händchen und ich fiel augenblicklich: in den schoß einer, die hinter mir saß, (und schlief meinen sekundenschlaf.)

Ich würde mir diese führung schon irgendwie gefallen lassen können, sagte ich, bloß wie hätte ich augen gemacht, hätte ich all das selbst sehen, selbst betrachten können, sagte ich, woraufhin er lachte, sich ein wenig lustig machte auch (über mich) und ich ihm das wiederum gerne & großzügig gönnen wollte, denn ich mochte ihn — (er war streng & gütig zugleich.) /
Die räume der insassen seien bedenklich klein gewesen (im vergleich zu den heutigen vor allem) und diese damaligen verhältnisse seien allein ihrer theoretischen grundlagen wegen völlig andere gewesen, man bedenke zum beispiel das licht gottes, das dareinst von ziemlich weit oben in die zellen fiel — / Ich kniff ihn in die seite (okay, dachte ich, das gehe mit sicherheit zu weit, aber nichts davon, im gegenteil: er kicherte schon ganz schön kindisch los und ließ die augen rollen, weit in die hinteren gedanken hinauf.)

An den inhaftierten eine maßnahme zu vollziehen, dachte ich; eine verantwortung den bürgerinnen gegenüber; eine selbsterkenntnis (beigebracht als fremderkenntnis); gepaukt, gebracht, getrichtert; ein spiel aus macht + ohnmacht, eine ziemlich professionelle angelegenheit (maßnahme eben), ein grad zwischen nähe und distanz; programme, bei denen am ende, sagte einer der häftlinge im videoeinspieler, nichts rauskam (gar nichts). Jahre, monate, tage. Wachsam sein. Niemandem trauen. Abwarten. Sich rar machen.
Sie zeigten uns schlitze. Durchreichen. Kleine luken. An den wänden wiesen sie uns auf aufgeklebte zeitungen hin, auf bilder und poster, auf den tischen auf bücher aus der anstaltsbibliothek. (All das sollte uns etwas sagen.) Einer arbeit nachzugehen, wiederholte der eine, gebe struktur (ja verleihe sie); arbeit und struktur, dachte ich: arbeit und struktur.

Ich machte zeichen. Zwinkerte. Er verstand. Wir hauten in einen seitengang ab. Dort zählte ich ihm alle baumarten auf, die ich kannte (es waren nicht viele, ich wusste nicht, woher dieser reflex ausgerechnet jetzt kam; ihn zu beeindrucken fiel als ziel aus, denn jeder & jede, dachte ich, hätte mehr ahnung von der flora dieser welt als ich, dachte ich, und…) Er hörte jedenfalls hin. Ließ mich reden. Begann danach selbst etwas von ackerbau und feld- und landwirtschaft zu plappern; ich aber konnte nicht zuhören. Meinetwegen hätte er mir das kyrillische alphabet aufsagen können, dachte ich, in vielen wiederholungen, in ganz besonders trägen schleifen, ich hätte ihn angestarrt und doch nichts vernommen als —- seinen kontrollierten, regelmäßigen atem (und sein ganzes mächtiges alles).
Wir taten nichts. Die gruppe kam wieder näher. Menschen, dachte ich, die an uns ihre pädagogischen maßnahmen ausprobierten; menschen, die sie vollzogen. Jetzt sprachen sie. Geplänkel. Man verabschiedete sich. Klatschte. Ging. /
Heil und völlig unbedarft kamen wir schließlich raus aus diesem museum, und von dort in den abend hinein hübsch angeschickert mit leichtem sommersprudel, der uns die spektakulärsten und die einfachsten gedanken zugleich eingab (in schöner abwechslung).

Ich wusste nicht, wie er nachhause kommen würde, in der nacht, und statt ihm diese wahl zu lassen, trug ich ihn wie einen kater, eine katze, ein plüschiges tier am hals (eingehakt mit den zähnchen) zu mir nachhause. Für diese art von maßnahme, gab er zu, komme jede anleitung, jede regel und jedes gesetz zu spät, das sich hintendrein in unsere leben schleichen wolle (ich dachte: er spricht gestelzt!). Und wie er sich also auf diese weise von mir abführen ließ, und wie ich mich also auf diese weise einlullen ließ, da spannte schon etwas oder jemand den dunklen vorhang da oben ab, und ließ es zimperlich regnen, hinein in die dämmerung.
Ein mittellanger tag, dachte ich, wir hielten uns ganz gut, eigentlich, sagte ich, und für zwei idioten sei immer platz im staat, sagte er, und da blieb für mich kein nachsatz mehr zu sagen übrig, denn den staat, dachte ich, verschlingt jetzt restlos, ganz gefräßig auch: der tag. —