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heller

7. 10. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

ein priester müsste man sein. da könnte man sich sicher gut konzentrieren. man wäre geborgen. man müsste sich schon im vornherein von vielem nicht ablenken lassen. priester zu sein, schützt einen vielleicht ausreichend.
ich darf sowieso keiner sein, insofern kann ich den mund vollnehmen.
heute ist es soviel heller. alles schaut anders aus. ich wahrscheinlich auch. und graz löst endlich ein, was es versprochen hat. es ist warm, es ist mir gewogen.
graz ist tatsächlich ungeheuer viel freundlicher als wien. wien ist eine tödliche falle verglichen mit graz. verglichen mit wien ist graz ungefährlich. graz ist wärmer, die jungen frauen sind hübsch und schick gekleidet, und ausserdem scheint heute die sonne, die liebe, die gute. was für eine freude.
im alter.
sogar mein kleid erholt sich in der sonne. ich muss mir kein neues kaufen.

die sonne ist eine freude und franz west ist eine freude. ein mittel gegen unglückliche gefühle.
endlich zwei gute skulpturen. und sie sind tatsächlich gut. von allen seiten.

im park kicke ich kastanien und muss mich an eine geschichte erinnern, die mein vater erzählt hat, über seinen ersten pianisten, der sich damals im englischen garten mit seiner freundin gestritten und dabei eine vermeintliche kastanie weggekickt hat, die in wirklichkeit das runde endstück eines meterweit in die erde ragenden eisenstabes war.
aber ich streite ja nicht. und ich schaue genau, ob sie alle hellbraun sind.
meine mutter ruft an, sie hat meine kaffeekanne zerbrochen. ach mütterlein, wenn du wüsstest, wie froh ich bin, dass du dich meiner wohnung annimmst! milliarden von kannen könntest du zerbrechen, bevor ich dir gram würde!

aber schmeckt gut

7. 10. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

ein vorteil von maschinell geformtem essen, im speziellen von maschinell geformten burgern, ist auf jeden fall, dass sie sich essen lassen.

6. 10. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

da sitzt man und soll das stroh in seinem kopf zu gold spinnen. kein rumpelstilzchen weit und breit. geschweige denn ein könig.
ich will chinesisch lernen. besser: ich will chinesisch können. ich will klavierspielen können. und trompete. und mundharmonika. und gitarre. ich könnte ja behaupten, ich könne gitarre. solange keine gitarre verfügbar ist, eine verhältnismässig sichere angelegenheit. auch wenn eine gitarre auftaucht im laufe der zeit, kann man sich mit vorgetäuschter falscher bescheidenheit drücken. das machen leute, die gitarre wirklich können, auch andauernd.
dann dürfen sich die anderen eben vorstellen, wie ich gitarre spiele. kommt fast aufs selbe heraus. für die anderen. und ihre kopfcomputer.
und wenn sie ein schönes lied auf der gitarre hören wollen, sollen sie gefälligst den radio aufdrehen oder einen cd player anwerfen. da sind sie auf mich nicht angewiesen.

zum lernen war man zu ungeduldig, aber man kann sich ja vorstellen, man spielt gitarre und zwar fast am besten. also sehr gut. alles andere ist uninteressant, man hat so viele konkurrenten.
man stellt sich eben vor, man kann es fast am besten. das kostet nicht viel. auf die eine oder andere art kann man damit vielleicht sogar geld verdienen.

man stellt sich vor, das alles zu können. wie in den tagträumen der kindheit: mit einer gruppe bekannter im weit entfernten ausland. ohne vorwarnung antworte ich dem einheimischen in fliessendem mandarin. woher kannst du das? warum hast du das nie erwähnt?
oder ein langer abend in einem lokal mit klavier. aus einer laune heraus setze ich mich ans piano und haue in die tasten. sofort bin ich der liebling aller männer und frauen.
ach ja. warum habe ich nicht besser aufgepasst in der hasenschule. jetzt muss ich anders punkten. mühsam wie ein eichhörnchen.

3d

4. 10. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

im raucherbereich des hotels rennt der fernseher. die ausstellung hat geschlossen. im caritasshop wird eine neue mitarbeiterin eingeschult.
die erste einstellung des 3d filmes gestern hat mich begeistert. eine langsame fahrt durch ein hafenareal in italien, ohne originalton, schwarz-weiss. ich falle hinein in die täuschung, gerade weil sie durch das schwarz-weiss so deutlich als täuschung deklariert ist.
die hotelangestellten reden über brie, im fernsehen geht’s jetzt, nach der vormittäglichen tv serie, um muschelbewuchs. man rechnet sich die realität heraus aus den formaten. der muschelschiffkapitän präsentiert sich, die darstellerin der tv serie tut auch ihr bestes. ich rechne damit, dass sie ein profi ist. ich habe gestern, um ins casino zu kommen, vor der kamera einen trick erklärt. sehr schüchtern. ohne regisseur verunsichert mich die kamera. wer weiss, was sie filmt? ich bin eindeutig kein profi im tricks vortragen. das sollten sie lieber nicht fürs fernsehen verwenden.
im lift versuche ich, meine hand und den spiegel, in dem der rest von mir abgebildet ist, bewusst wie einen 3d film zu sehen, meinen augen das schärfen zu verbieten. davon kriegt man kopfweh.