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idiotin

30. 8. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

da war ein brunnen, und ich wollte wasser pumpen, und ich habe mir aber dann gedacht: halte dich nicht auf, und wer weiss, wem der brunnen gehört.
die ungeduld hat mich weiter getrieben, das gefühl, dass jemand ungeduldig und schon verstimmt auf mich wartet, aber auch nach noch so angestrengtem nachdenken konnte ich nachher auf der langen strasse nicht mehr sagen, wer das gewesen sein könnte. und auch nachdem ich mir eingestehen musste, dass da niemand ist, wurde ich das unangenehme gefühl nicht los, etwas wichtiges vergessen zu haben. mein gepäck oder die erledigung für meine mutter. aber als ich sie anrief bestätigte sie mir, dass alles in der ordnung war, wenigstens dort, kein versäumnis zu finden bei diesem anruf, leider, es lauerte wohl irgendwo anders, also legte ich auf und hatte sofort das gefühl etwas nicht gesagt zu haben, zuwenig gesagt zu haben und jetzt vielleicht meine mutter am anderen ende der leitung mit einem unfertigen gefühl, mit einem gefühl des mangels, zurückgelassen zu haben.

urlaub

29. 8. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

die einen fahren nach kuba und geniessen es als die, die sie sind. die anderen fahren nach trinidad und tun ohne grossen erfolg so, als wären sie einheimisch dort. sie versprechen sich ein grösseres abenteuer davon.
in italien tut man so, als wäre man russin. in ungarn traut man sich zu, eine französin zu geben. in amerika gefällt man sich als österreicher gut genug. in griechenland weiss man nicht so recht. soll man zum spass seinen namen ändern? eigentlich unnötig, es kennt einen ja keiner. man tut eben so, als wäre man wer anderer, und das fremde umfeld unterstützt einen dabei. parakalo. unbeschwert fällt es einem hier leicht, glücklich zu wirken.
zurückgekehrt muss ich wieder klein beigeben. auf der post lagern keine geschenke. die liste mit den selbstvorwürfen ist nicht kürzer geworden. die menschen misstrauen mir, weshalb ich selten ausgehe. hallo, sagt der verrückte unten im hof. wer weiss zu wem? er kriegt meistens keine antwort mehr. er steht jeden tag dort unten und tut so, als würde ihm der motorroller meiner nachbarin gehören. sie sagt, es stört sie nicht.
ich glaube, er setzt sich zu diesem zweck sogar ihren helm auf. das würde mich stören.
aber vielleicht bringt er sich auch einen von daheim mit. manchmal trägt er eine polizeikappe, die ist sicher seine. vielleicht bildet er sich ein, dass alle ihm glauben, dass das moped ihm gehört. aber wahrscheinlich ist ihm das egal, solange er es sich selber weismachen kann für ein paar stunden. der glückliche.

täuschend echt

23. 8. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

täuschend echt. die marktfrauen, die anderen urlauber, die wirte, die esel, das fährpersonal. auch auf den zweiten blick. gerade auf den zweiten! sogar mit nicht vorherzusehendem verhalten waren sie nicht aus der reserve zu locken. bravo!
hier könnten sie sich mehr bemühen. es wäre auch viel weniger arbeit. ich komme ja nicht viel herum. meine wohnung statte ich selber aus. die anderen darsteller sind grösstenteils alte hasen.

opinion leader

19. 8. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

mittlerweile, wenn mich leute bitten, über meine verzweiflung zu sprechen, gute freunde, mein partner, meine eltern, die psychotherapeutin, die ich angeheuert habe, führt das nicht mehr dazu, dass meine problematiken im kopf sich verkleinern, sondern dass sie immer fester und unwidersprochener dastehen. alle meine begründungen werden schlagender, alle meine argumente werden klarer, der schrecken wird grösser, und ich beginne – auf vielfachen wunsch übrigens – den ganzen dreck zu akzeptieren und sehe ein, dass es so keinen spass mehr macht.
ich bin ansteckend. sogar meine katzen sind mir ähnlich geworden. die menschen, die mich lieben, verzweifeln. ich habe einfach eine grosse überzeugungskraft. ich habe eine manipulative energie. man glaubt mir. ich bin ein opinion leader. gott sei dank bin ich kein politiker geworden. irgendetwas scheint einzuschlagen, auf irgendetwas scheine ich draufgekommen zu sein, vielleicht auf eine grosse wahrheit, die ich selber gar nicht ausmachen kann in meinem gelaber.
nehmt mich fest. macht ein ende.