Was ist es, das ist?

12. 10. 2015 // // Kategorie Randnotizen 2015

Was ist es das ist_studio ASYNCHROME

Lieber M.

Unlängst habe ich mir die Notizen unseres letzten Zusammentreffens angesehen. Erinnerst du dich, als wir darüber gesprochen haben – was ist es, das bleibt?

Hier liegen sie nun vor mir, als Gedächtnisstütze sozusagen. Nein – ich lagere mein Gedächtnis nicht virtuell aus, auch wenn dich meine Nachricht aus der Rechnerallgegenwart auf vermeintlich irreführende Weise erreicht hat.

Mich interessiert die scheinbar unendliche Dimension, die unvorstellbare Ausdehnung der Daten. Vor allem, in welchen Größenordnungen sich die Informationen tagtäglich ihre Wege in der virtuellen Welt bahnen und zum Gedächtnis unserer Zeit werden – wahrhaftig monumental!

I am a monument – bin ich ein Monument? Monere heisst erinnern – an was sollten wir uns erinnern, in einer Zeit die flüchtiger ist denn je? Back to the Future? Können wir aus Vergangenem lernen und daraus unsere Schlüsse ziehen? Ja, das müssen wir sogar! Monumentum ist das Denkmal – was können wir bewahren? Möglicherweise finden wir die Antwort in der Erinnerung, im Gedächtnis eines Menschen… – Erbe?

Du erinnerst dich vielleicht, in Zeiten der Aufklärung war es u.a. Étienne-Luis Boullée, welcher überlebensgroße Monumente für eine zukünftige bessere Welt entwarf. Für einen Staat, welcher diese auch benötigen würde – begründet in der Technik und der Wissenschaft, nicht mehr in der Religion. Eine Stadt gedacht als System, als Tauschbetrieb, in dem es möglich sein sollte, schon an der Gebäudehülle die Position der einzelne Körper in diesem Kreislauf abzulesen. Hmm, schon wieder eine Hülle…

Was kann mir der Kenotaph, als Abbild des Universums, erzählen? Architektur die spricht – Architecture parlante? Architektur, sprich doch mit mir! Monument, willst du mir sagen, dass der Ausdruck über dem Zweck steht und der Betrachter über dem Bewohner? Woran soll ich mich erinnern? Ist das das Erbe, welches nun schon über viele Generationen weitergegeben wird? Ich frage mich ob dieser Zeitgeist / dieses Monument nun ein Denkmal ist, obwohl es doch nie gebaut wurde? Nur am Papier…

M. – stell dir vor, du versucht nun erneut das dreidimensionale Bild von damals zu betreten. Beschreibe mir doch was du siehst und inwieweit es auch mit unseren Gedanken von letztens korreliert. Ist es vielleicht sogar möglich, die Monumente, die Denkmäler der Gegenwart zu sehen?

Sind es die glatten Fassaden, von denen dir dein Spiegelbild verzerrt engegenlacht, oder ist es eine neue viel größere Dimension, welche unbemerkt im Hintergrund einen virtuellen Stein auf den anderen legt?

Geschaffen, um in monumentalem Charakter die Reminiszenz einer Gesellschaft zu sein. Erdacht, um die kulturellen Entwicklungen aus lang vergangenem Gestern, Heute, vor allem für ein kommendes Morgen lesbar zu machen.

Data loss – was ist es also, das bleibt? Was ist es, das ist?

Ein Monument, ein Denkmal – wie sehen diese (gebauten) Symbole heute aus?

M. daran müssen wir arbeiten …

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