Mit Milena im Gasthaus

5. 8. 2006 // // Kategorie Randnotizen 2006

Mir ist schlecht vom Übel der Welt, nur bin ich froh, dass Milena Markovic nicht meinetwegen bankrott wird gehen müssen. Ich wäre in ihrem Gasthaus bestimmt ein Stammgast gewesen mit vielen Tränen und viel Wein, auch wenn meine Heimatsprache nicht ihre Heimatsprache ist, die der Hinderungsgrund für diese schöne Illusion ist. Es gibt in Wien fast keine Gasthäuser mehr, in denen man drauflosheulen kann, da kriegen die Gäste es mit der Angst zu tun und holen gleich die grüne Minna, wo kämen wir denn hin, wenn jeder seine Trauer ohne Zensur herzeigen könnte. Ein Entsetzen wäre das, nichts als heulende Gesichter, wo es den Leuten hierzulande noch immer wie im Schlaraffenland geht, wenn es einem hier nicht passt, kann er ja abhauen, wohin er will, und dort sein Geheule loswerden, dort gibt es dann auch Grund genug. Dabei kann gar nicht genug geheult werden. Würde mehr geweint, könnte das Tränensalz die Verhärtungen lösen. Aber so, so laufen wir alle herum mit Panzern, die sogar Panzern eine Abwehr bieten.