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30. 9. 2008 // // Kategorie Randnotizen 2008

Meine Rückkehr nach Zagreb versuche ich durch Ironie zu kurieren. Die Stadt erscheint, als hätte sie überhaupt keinen Sommer erlebt. Freunde, die ich monatelang nicht gesehen haben, nießen und husten ihre ersten Erkältungen heraus, zittern in ihrer Kleidung für die so genannte Übergangszeit, die es eigentlich nicht mehr gibt, die Temperatur ist über Nacht gefallen, und der eine oder andere Nachmittag, an dem die Sonne hervorspäht, zeigt nur, dass die sonnengebräunte Farbe schon von den Wangen gewaschen wurde. Doch sie trinken auch weiterhin stur ihren Kaffee auf den Terrassen.

Genauso war es in Pecz.

Genauso war es in Belgrad.

Kaum bin ich in Zagreb, schon muss ich schon wieder anderswo hin. Im Rucksack habe ich den jüngsten Ausdruck meines noch nicht beendeten Romans, Miltons Paradise lost, die neue Übersetzung von Teresa de Lauretis. Ich habe bemerkt, dass mich beendete Bücher frustrieren. Anstatt sie zu lesen, zähle ich ihre Seiten. 358 Milton. 338 Lauretis. 71 Sajko.

Ich bin mit der Absicht ins Internet gegangen, ein Datum als Überschrift für meinen Post zu finden. Ich bin auf die Angabe gestoßen, dass Nietzsche in seinem Antichrist im Jahr 1888 den 30. September zum Tag der Heilserrettung erklärte und zum ersten Tag des neuen Jahres. Das würde bedeuten, dass ich heute meine Liste der Neujahrsvorsätze aufschreibe und mich bei den Dingen festlege, die ich nicht mehr tun werde. Beziehungsweise, die ich (doch) tun werde.

Aus dem Kroatischen von Alida Bremer