Über das Ausmessen meiner Schritte

18. 5. 2009 // // Kategorie Randnotizen 2009

oder : trete ein.

Diese Randnotizen werden mich in den nächsten 6 Monaten begleiten : auf der Suche nach meinem Text (=Leben=das, was es zu erzählen gibt) und sie werden auch Notizen am Rand der Texte sein, die in den kommenden Monaten entstehen sollen : das Verschwinden, Songs und wann hat überhaupt die Zukunft angefangen?).

Ausmessen

Die Fragmentierung alles Lesbaren, das Fragment meines Alltags, dieses zer- und gestückelte Leben, das wir führen können (gerade noch). »Wie die Gedanken entstehen im Gehirn« muss ich mich – mit Reinhard Priessnitz – immer wieder fragen und dieser Satz führt naturgemäß über das Fragment hinaus.

Schritte

Die Lesbarkeit einzelner Biografien hat radikal abgenommen bzw. ist heute so nicht mehr gegeben. So Sennett in »Der flexible Mensche«, aber auch in »Die neue Kultur des Kapitalismus«. Muss an André Vladimir denken, der ja das »Handwerk« von Sennett liebt, aber behauptet, die Soziologie zu verabscheuen. Was dann? Reine Kunst? Den Intellektuellen ist das zwar auch einigermaßen klar (Was? Bourdieu hat das Wort »prekär« schon in den 80ern verwendet?! – Ja, hat er.), aber lieber wollen sie sich mit einer Form von Science Fiction beschäftigen, in der das alles nicht so offensichtlich rüberkommt und in eine spannende Story gepackt ist. Auch Schriftsteller vermeiden es doch eher, von der Fragmentierung ihrer Existenz zu sprechen. Es ist ja nicht besonders sexy, über sich selbst als von einem erfolglosen Menschen zu berichten. Man darf schon den Gesetzen des Marktes widersprechen und zwar laut und deutlich. Aber nur, wenn man diese (Gesetze) gleichzeitig für sich nutzen kann und dies keinen Einbruch der Verkaufszahlen bedeutet.

Textzimmer, Räume aus Sprache oder Wahrnehmung – noch kann gar nicht über die »Zeit« gesprochen werden (ich kann es nicht), ich trete immer erst ein und beim Eintreten, naturgemäß, fällt die Vergewisserung über diesen Raum unwillkürlich gegen mich aus.

Über

Da bleibt (dennoch) nur, alle Räume auszuleuchten, auszumessen : beneidenswert die Männer mit ihrer Lasermessgeräten, die gleich alle Maße im Kästchen haben, ein Knopfdruck genügt und sie wissen Höhe Breite Länge, auch wenn sie nicht zu erfassen vermögen, aus welchem Material die Wand oder welches Bild an der Stelle hing, wo jetzt ein dunkles Rechteck usw., aber so eine Laserliteratur kann ich nicht verfassen, ich kann nicht auf den Knopf drücken, ich schreite und hoffe ja nur, dass ich das Ausmaß meines eigenen Schrittes richtig einschätze, wenigstens einschätzen, muss eben immer im Vagen bleiben und nur natürlich, dass sich die Männer in zerknitterten Leinenanzügen oder die akkurat gekleideten darüber empören.

Und dann natürlich : es gibt ja auch den Tag, jeden Tag und das, was ihn strukturiert, dann hänge ich zwischendurch in einer Schleife meiner Herkunftsgeschichte, es stellt sich dann die Frage der Existenzberechtigung und alles, alles vermag ich hierbei in Frage zu stellen.

Notizen vom Rand halt.