Gedankenbaustelle 1

2. 6. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

HEUTE

1. Als ich heute abend mit der Strassenbahn vom Holmenkollen (das ist diese grosse Sprungschanze) runterfuhr und nach einem Tag mit viel Laufen  beinahe eingeschlafen bin, löste sich in meinem dämmernden Gehirn dieser Gedanke:  ARBEIT bedeutet unter anderem, dass ich einen Gedanken festhalten und irgendwie archivieren muss, um wieder zu ihm zurückgelangen und ihn wiederholen zu können. Das ist arbeitendes Denken. Im Gegensatz zum müssigen Denken, bei dem ich einen Gedanken wieder los – und  fortziehen lassen kann. Und dieses Festhalten eines Gedankens, das ist anstrengend.

2. Wenn sich Hoffnung auf das Mögliche nicht darüber erreichen lässt, dass man etwas erschafft, oder wenn man nichts mehr Neues denken kann, dann bleibt einem nur noch die Möglichkeit durch Zerstörung. Das macht den Kopf wieder frei.

3. Gestern abend hab ich mir Dekalog IV von Kieslowski im Hotelzimmer angeschaut. Dort kommt eine mir sehr zutreffend erscheinende Definition der Lebenslüge vor. Eine Tochter fragt ihren vermeintlichen Vater, weshalb er ihr nie gesagt habe, dass er gar nicht ihr Vater sei. “Ich wollte es Dir sagen, als Du zehn warst”, antwortet er, “aber dann dachte ich, Du wärst noch zu jung. Dann wollte ich es Dir wieder erzählen, als Du fünfzehn warst, und da warst Du bereits zu alt.”

4. Heute morgen kaufte ich mir mein Ticket nach Bodo. Es kostete 200 Schweizer Franken. Eine Stunde später hatte ich es bereits verloren. Das passiert mir sonst eigentlich tendenziell nicht.

(01:42 Uhr, Oslo)

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