It’s The Real Thing 1

31. 5. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

Auf dem Weg auf die Lofoten für ein Gastspiel von “Imitation of Life” verbringe ich gerade 2 Tage in Oslo. Heute hatte ich den Schweizer Botschafter getroffen. Das Gastspiel wird von Pro Helvetia gefördert und ich wurde gebeten, mich bei der  Botschaft O anzukündigen. Da sich der Botschafter für Kunst interessiert, hat er mich zum Tee eingeladen. Wir sassen also in seinem Salon und erzählte mir, dass die Schweiz ein Einwanderungsland sei und von einer jahrhundertealten, europäischen Geschichte profitiere, in welcher das Land die Platform des Austauschs zwischen Norden und Süden und Westen und Osten gewesen war. Ich fand das interessant. So habe ich mir Diplomatie immer vorgestellt: man sitzt zusammen in einem Salon, trinkt Tee und diskutiert Weltpolitik. Ich kam mir vor, wie in einem Film über die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Botschaft befindet sich Bygdoy und so nahm ich die Gelegenheit wahr, mir ein paar historische Museen anzuschauen. Das erste war das Kon-Tiki Museum, ein Museum, das sich ganz dem Forscher und Entdecker Thor Heyerdahl widmet. Heyerdahl hatte – so las ich mir anhand verschiedener Exponate zusammen – die Theorie, dass die Inseln des Südpazifiks von Südamerika her besiedelt werden konnten. Um das zu beweisen, baute er ein Floss aus frisch geschlagenem Balsaholz, das mithilfe von Segeln und Steckschwertern steuerbar war und auch gegen den Wind kreuzen konnte. 1947 stach er mit einer sechsköpfigen Manschaft in See, nach rund 7000 km Fahrt und 101 Tagen erreichte er Raroia im Tuamotu-Archipel. Wissenschaftler bezweifelten, dass diese Reise überhaupt stattgefunden hat und hielten die Geschichte für einen Betrug. Heyerdahl veröffentlichte einen Dokumentarfilm über die Expedition. Der Film war ein weltweiter Erfolg, wurde mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet und wurde von den Experten als Beweis akzeptiert.

Kontiki

Thor Heyerdahl war auch einer der ersten Erforscher der Osterinseln. Er grub unter Mithilfe der Einwohner die berühmten Moai aus, diese Steinstatuen, die im Boden eingegraben sind (ich weiss jetzt nicht mehr, ob er alle ausgegraben hat oder nur den ersten, das hab ich schon wieder
vergessen.) Diese Moai symbolisierten die verstorbenen Vorfahren. Wenn man  Monumente baut, wie diese Steinstatuen, dann ist das – im eigenen Bewusstsein – sowas wie die Kontaktaufnahme mit den Toten, die Vergangenheit wird präsent gemacht. Manchmal, wenn ich beispielsweise durch eine Altstadt laufe, kommt es mir  so vor, als wäre das ein Spaziergang mit den Toten, ein Teilen des Raums mit den vorhergehenden Generationen. Das hat  eine beruhigende Wirkung, man fühlt sich nicht so allein. Ich frage mich, ob das entscheidende, architektonische Ereignis der Moderne das Durchschneiden dieses Bandes zu den Toten war.

P1140473

Danach ging ich in das Norwegische Freilichtmuseum. Das ist eine Anlage mit vielen historischen Gebäuden, alten Kirchen, Ställen, Bauernhöfen. Das ganze wird dann noch von ein paar Statisten bevölkert, die in traditionellen Kostümen das historische Leben nachspielen. Ich bin ein grosser Anhänger des Fakes, daher gefiel mir das.

Echte Norweger 3

Zu dem Freilichtmuseum gehörte auch der Nachbau eines Osloer Quartiers aus den dreissiger Jahren. Es gab ein Haus, in das man eintreten konnte. Es beherbergte auf drei Stockwerken 5 verschiedene Wohnungseinrichtungen. Teilweise wurden Original-Einrichtungen dort als räumliche Dokumente ausgestellt. Unter den Beschreibungen fand ich folgende Geschichte der Evelyn Berg.

Berg 1

Berg 2

Berg 3

Berg 4

Berg 5

Berg 8

Berg 9