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wohin führt das?

24. 6. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

hören wir unsere bürger ab. schaffen wir die kultur ab und am besten auch die mathematik, damit niemand uns vorrechnen kann, dass man sich kultur leisten könnte. reduzieren wir sie langsam in fernsehen und zeitung, nur nicht zu schnell, dann sagt schon keiner was und wenn jemand etwas sagt, hören wir es als erste, denn wir haben die anrufe gehört und die mails gelesen. streichen wir lesen vom lehrplan, denn das kann nichts gutes bringen. sparen wir auch bei der bildung, das ist gut, dass sie mit der kultur in einem ministerium sitzt. streichen wir ein paar buchstaben aus dem alphabet, wenn wir schon dabei sind, und da können sie noch hingehen um zu betteln, zum ministerium, die lehrer und die künstler und immer weniger wird es geben, worum sie betteln können. ein paar buchstaben. streichen wir fördergelder auf stadt-land-fluß-ebene und vergessen wir nicht die städte. kaufen wir lieber noch eine sportübertragung. es lebe der sport. in den zeitungen wird ja niemand darüber berichten, wenn wir die eine oder andere literatursendung streichen. immer schön langsam. eine nach der anderen. immer schön runterhungern. und brav sport machen. nein: nicht machen – schauen! streichen wir Opern und Musik bald als ganzes. Streichen wir das Theater, die Telenovela ist billiger und da denkt auch niemand und dann sagt schon keiner was. und wenn, wir wissen es als erste. und die sollen ruhig schreien, die kulturleutchen. komisches völkchen. es hört sie ja niemand, denn in der zeitung lesen wir den sportteil, und die medienberichte, aber nichts dazwischen. die sollen sich nur gegenseitig loben, wie brav sie protestieren, brav brav. tätscheln sich die schweren köpfe und ob sie sich fragen, ob das zu etwas führt, interessiert uns schon lange nicht mehr. und gehört haben wir nichts.

das führt zu nichts.

das führt zu nichts

19. 6. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

das führt doch alles zu nichts.

heute habe ich keine stimme. ich habe über dem frühstück gekrächzt. vorgestern hatte ich viele. das ist graz. “wir bespielen den öffentlichen raum” das heißt zwangs-bespaßung. wir sind aus dem literaturhaus, dem turm, in dem es schön kühl gewesen wäre, durch die straßen gezogen. durch den stadtpark.

“was isn das?”
“veranstaltung vom literaturhaus graz.”
“hure graz?”

“wir sind nicht mehr im stadtpark wir gehen da mit bei so einem…ähm…theater.” (wir zogen sie mit. im wahrsten wortsinn)

durch die sporgasse.

“was soll der scheiß?” (das war nebenher bemerkt auch einer der sätze, die wir mit den gästen laut auf einem der wege brüllten.)

durch die herrengasse.

“das ist so ein kunstdreck.” (drei minuten später: zustimmendes nicken, als es um das verhältnis von körper und verstand geht.)

zur herz-jesu-kirche.
wir sind nicht zurück gekommen.
graz war laut.
ich habe heute keine stimme.

Odessa ist

9. 6. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

vor einer Woche untergegangen. Die Straßen waren Flüsse zu nennen. Das Unwetter tobte keine halbe Stunde. Geh nicht auf die Straße, das überlebst du nicht. Hundert Meter vor der eigenen Tür aufgeben wollen. Der sturm hat sich auf die Häuser gestürzt. Wir hielten die klappernden Fenster fest. Der Regen war dicht genug die Sicht zu versperren. Zwei Tage danach gab es an vielen Orten noch keinen Strom. Die Straßenlaternen hingen tiefer. Mit dem Wasser stürzten Blätter auf die Straßen und Akazien auf das Pflaster. Flachwurzler. Betonierte Strommasten knickten ein. Heute liegen immer noch Zweige auf den Trottoirs und Kabel liegen über den Wegen. Niemand ist gestorben.

odessa Iodessa IIodessa 31er maiodessa 31 mai IIodessa 31 mai IIIodessa 31 Mai VOdessa 31 Mai VI

grün

28. 5. 2013 // // Kategorie Randnotizen 2013

heute früh sah ich einen grünen bus, grün, wie sie für die grazer verkehrsbetriebe fahren. die digitale anzeige sagte: “Maria Luggau”. ein pappendeckel im fenster sagte: 191 мемориал 411 батереи. nach maria luggau würde der bus also nicht fahren, sondern als marshrutka quer durch odessa. die ukraine ist der autohimmel. ein nächstes leben für alle. auch wenn sie dann nicht mehr immer ganz so grün sind – aber dieser immerhin noch von außen.

(nachdem die autorin mit dem fotoapparat zu langsam war, muss sich der leser das foto des busses hier selbst vorstellen. wir bedauern die umstände.)