Wieder in Wien

25. 4. 2006 // // Kategorie Randnotizen 2006

Gestern bin ich aus Hamburg zurückgekommen und wie üblich nach einer Reise habe ich schlecht geschlafen und bin sehr früh aufgewacht. Vielleicht kommt das vom vielen Apfelkorn, den ich aus Begeisterung, weil er in dieser Hamburger Kneipe nur einen Euro gekostet hat, getrunken habe, so wie ich in Lemberg vorigen Herbst wieder zu rauchen begonnen habe, auch aus Begeisterung, weil die Zigaretten dort so billig waren. Gegen sechs Uhr früh habe ich von Natalia Ginzburg “Das imaginäre Leben” im Bett zu lesen begonnen: “Da sie nicht schlafen kann, pflegt die alte Mutter aufzustehen, wenn es noch dunkel ist, in die Küche hinunterzugehen und sich einen Kaffee zu machen. Danach setzt sie sich auf das Sofa im Eßzimmer, raucht und wartet, daß es Tag wird…Als junge Frau war sie unordentlich und faul; im Alter hat sie einen Ordnungsfimmel bekommen und eine Art dumpfe Liebe zur Hausarbeit entwickelt…” Dann bin ich aufgestanden, habe mich in die Küche gesetzt und mir einen Kaffee gemacht, geraucht und gewartet, daß es Tag wird. Und ich erinnere mich, dass auch ich in meiner Jugend unordentlich und faul gewesen bin. Die Faulheit ist mir geblieben, ich habe aber auch mit den Jahren einen bestimmten Ordnungszwang und sogar eine Art dumpfe Liebe zur Hausarbeit entwickelt. Dabei fällt mir auf, dass ich, wie meine Mutter es getan hat, nur nach dem Aussprechen, nach der Ankündigung, auch wenn ich allein bin, zur Hausarbeit fähig bin. “So, jetzt gehe ich staubsaugen, so, jetzt muss ich den Tisch abräumen…”