Nahrungsaufnahme durch einen Schlauch

4. 6. 2007 // // Kategorie Randnotizen 2007

ich: ich fliege morgen nach israel.

lotte: das könnte gut sein gegen unser aneinandervorbeireden.

ich: und zwar ausschließlich tel aviv. jerusalem empfehlen mir alle. aber sie empfehlen es so, dass das touristische in ihrem mund nach einer paradigmatischen, quasipolitischen konspirativaussage klingt.

lotte: das wird unseren gewissheiten gut tun.

ich: gestern wollte ich zum frisör, aber dann hab ich doch entschieden, das haar genauso zu lang zu lassen wie es ist. man fährt nicht nach israel mit einem frischen haarschnitt.

lotte: mein gott, ich, bist du bescheuert! was für ein privileg, darüber überhaupt nachdenken zu können! was für eine bequemlichkeit!

ich: ich hab mir statt dessen ein hemd gekauft und endlich meine kragenweite herausgefunden. mit 38, da muss man so etwas schon auch wissen.

emilia: nichts, was ich tue, ist begriff von optimismus oder neid. auf rolltreppen werde ich überholt, in kulturbauten singen andere, ich bin beziehungs- und blutarm, mein öffentlicher protest gegen offensichtlich fiesen kram verändert absolut nichts, nicht einmal meinen größenwahn und meine ästhetische wertigkeit als gutmensch. neulich wollte ich einen rock anziehen, um für den sommer weiß zu sein, aber der rock hat sich dermaßen gewehrt, dass ich mich schließlich neben ihn, statt in ihn gezwängt habe. und so war ich dann unterwegs, ausgesprochen unchronologisch angezogen, und alles, was ich tat, wurde sofort begriff von pessimismus und mitleid.

ich: schon witzig, meine kragenweite ist meinem alter gleich.