12. 8. 1974

12. 8. 2008 // // Kategorie Randnotizen 2008

Heute hat Goran Geburtstag. Ich wiederhole es, um es nicht zu vergessen. Einst schien es mir undenkbar, den Geburtstag meines Bruders zu vergessen, vor allem deshalb, weil die Daten unserer beiden Geburtstage eine zahlenmäßige Zufälligkeit beinhalten, die mich an ihn erinnern kann. Der Tag seiner Geburt ist identisch mit dem Monat meiner Geburt, und der Monat seiner Geburt ist identisch mit der Zahl meines Tages.

Und doch vergessen wir es. Immer häufiger. Vielleicht weil die Zeit fliegt.

Eigentlich steht sie zunächst einmal. Und steht. Oder bestenfalls schleppt sie sich irgendwie zum achtzehnten Geburtstag. Und dann hebt sie ab.

Was die Geburtstage betrifft, erinnere ich mich nur noch an den achtzehnten. Mein Bruder und ich hatten bizarre Wünsche, doch da wir volljährig wurden, versprachen uns die Eltern, uns entgegen zu kommen. Goran wünschte sich, dass sich die ganze Familie in unserer kleinen Wohnung versammeln sollte. Menschen, die wir nie zuvor gesehen hatten. Und ich wünschte mir zu meinem achtzehnten Geburtstag, dass mein Vater sich seinen Schnurrbart abrasieren sollte. So dass wir auch ihn endlich sehen konnten.

Der Geburtstag meines Bruders endete im Streit und mit zerschlagenen Gläsern, und das unbekannte Gesicht des rasierten Vaters entblößte die Tatsche, dass hinter dem Schnurrbart ein Schneidezahn fehlte.

Ich will damit sagen, dass wir in unserer Familie die wichtigen Daten immer verbaselt haben. Es würde mich nicht wundern, wenn ich ihn am Ende nicht einmal anrufe.

Aus dem Kroatischen von Alida Bremer