Unter den fedrigen Spitzen der Gräser
7. 8. 2015 // Anna Peschke // Kategorie Randnotizen 2015Er hat die Schneelandschaft hinter sich gelassen
mit Fäusten in schwarzglänzenden Handschuhen
schwingt er den Reisigbesen in großen Kreisen
sein Lachen ist stumm
nur der Brustkorb und die runden Schultern beben
sein Anzug ist winterfarben
er hat sich selber ausgestopft
mit trockenem Stroh, das Rascheln verrät ihn
er ist nur ein aufgeblähter Hefeteig auf zwei Beinen
ich weiß es, ich kenne sein Geheimnis
die Gräser sind aber noch größer als er
die fedrigen Spitzen neigen sich mir schützen zu
meine rechte Hand auf meinem Hinterkopf
wo die Rundung des Kopfes in den Hals übergeht.
Ich schaue in meine Armbeuge, kann die Augen nicht schließen
bin völlig unbeweglich zusammengekauert
mich friert vor Angst
ich denke mich fort
immer die blaugrüne Ader vor Augen
sie ist mir Beweis, dass ich noch lebe. Hier bin, auf der Welt bin.
Da ist mein schlagendes Blut, dort das Geräusch meines Herzens im Ohr.
Es hört nie auf, wie die Wellen des Meeres. Vielleicht habe ich ein Meer unter meiner Haut.