Wirkung: Ende und Anfang

19. 10. 2015 // // Kategorie Randnotizen 2015

An Sie alle – an einen unbekannten Leser, eine unbekannte Leserin – an die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft – an dich, an euch – vielleicht auch an uns selbst…

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M: Hallo lieber M. – es freut mich sehr, dich endlich wieder einmal zu treffen!

M: Liebe M. – ja, so ist doch schon einige Zeit her, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben.

M: Wie geht es dir? Du sprichst von Zeit? Du sprichst vom Sehen? Erzähle mir doch, was in der Feinheit des Schattens das Innen und Außen verschmelzen lässt?

M: Ach M. – ich wälze mich von einer Seite zur nächsten und wieder zurück. Die Zusammenhänge sind es die mich dabei interessieren – Ursache und Wirkung sozusagen. Die Feststellung liegt nahe, dass sich gerade diese einander bedingenden Faktoren gegenwärtig erneut einer Verschiebung ausgesetzt sehen – neuer Auslotung bedürfen. Allzulange wurden Tendenzen nicht beachtet, auf die leichte Schulter genommen oder sogar bewusst negiert. Liegt es in unserer Natur, dass wir Veränderungen erst dann wahrnehmen wenn sie uns unmittelbar betreffen, sich zozusagen vor unserer Haustüre abspielen? Was sehe ich also, was siehst du?

M: Begrifflichkeiten wie z.B. Globalisierung, Weltmarkt, Internationalität, 24/7 etc. sind so gut wie fixe Bestandteile des alltäglichen Austausches geworden. Gewinnmaximierung sozusagen, doch auf welcher Grundlage, was tauschen wir (ein)?

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Ich frage mich, wie es nach wie vor nicht möglich ist zu verstehen, dass wir alle auf dem selben Globus, auf einer gemeinsamen Welt leben – Weltenbürger? Gleiches Recht für alle? Doch anscheinenend gilt dies nur für Waren, welche dem System und somit dem Kapital dienlich sind. Haben Menschen nur dadurch eine Chance, indem sie wirklich als Ware gehandelt werden?

M: Ich sage dir, durch den enormen Leistungsdruck, welcher uns suggeriert „es muss noch effektiver sein“, haben wir vergessen, dass auch der Mensch im Laufe seines Lebens irgendwann seine maximale Größe erreicht hat (so wie von der Natur festgelegt). In der Natur gleicht kein Stein dem anderen, Glas hingegen ist reproduzierbar. Umkehrung vorprogrammiert. Beraubt uns die Effizienz unserer Träume – wie träumst du eigentlich? In farbe, schwarz/weiß – womöglich transparent?

M: Es sind die Prozesse und Überlagerungen die mich begleiten – die Ästhetik der Unsichtbarkeit sozusagen. Zwischenräume des menschlichen und Möglichkeitsräume des urbanen. Die Schnittstellen aus Gedanken sind verknüpft mit Erinnerungen aus dem „Noch nicht Sichtbaren“. Haptik anstelle von Optik! Es braucht Mut, Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen daraus in ein verändertes Miteinander aufzubrechen. Ein Miteinander von Kulturen, denn die Kultur ist es, die uns menschlich macht! Kinder lernen spielerisch. Wo ist also der „homo ludens“ – der spielende Mensch? Haben wir in der Industriellen Revolution 4.0 noch genug Freiräume um die Töne zu hören, die Gerüche und Geschmäcker – Emotionen dieser einen, gemeinsamen Welt wahrzunehmen? Monumentum – was passiert also, wenn sich die Perspektive verschiebt?

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M: Der Informationsaustausch dazu sollte ja mittlerweile so gut wie kein Problem mehr darstellen. Ströme aus enormen Datenmengen bewegen sich in unfassbarer Geschwindigkeit rund um den Erdball – doch wie kommen welche Informationen wo an? Virtual Reality. Selbst die Gegenstände unseres täglichen Lebens beginnen miteinander zu kommunizieren, werden auf Gleichklang geschalten. Hat die Technologisierung schon jetzt dazu geführt, dass wir uns lieber in diese virtuelle Realität flüchten, anstatt die Augen auf Vorkomnisse in unserer eigenen Umwelt zu richten? Sind wir uns bewusst, dass wir im kommenden Zeitalter 5.0 den Maschinen erlauben werden durch unsere Augen zu sehen und für uns somit die Möglichkeit der eigenen Wahrnehmung komplett ausgeblendet wird? Was werden wir sehen? Generative Daten werden bis zu diesem Zeitpunkt sicherlich genug gesammelt sein. Im Moment geben wir sie ja freiwillig in das System ein, lassen sie sogar bis in unsere Seelen blicken. Die Frage ist, wer wird sie steuern? Hmm …, vielleicht sind wir selbst, als Teil der Transparenz, dazu schon unfähig geworden?

M: Ermöglicht uns wirklich die Technolgie, welche zu diesem Zeitpunkt grenzenlos erscheint, auch die Grenzen und Barrieren unserer Gegenwart obsolet zu machen? Oder sind es gerade die Zäune und Mauern welche als Symbole/Monumente von unserer Zeit erzählen werden? Stoßen wir im blinden Vertrauen oder in der Gewohnheit an die Effizienz der Ergebnisorientiertheit, langsam aber sicher an unser eigenes Limit? Kippt das gewohnte System? M. – ich frage mich, wie können erneut Verbindungen zwischen Zeit und Raum, in einer Phase der Strömungsgesellschaft, erarbeitet werden?

M: Das ist keine einfache Frage. Dabei gibt auch die diametrale Entwicklungen von Urbanisierung, einhergehend mit dem Bevölkerungswachstum auf der einen Seite, auf der anderen Seite demografischer Wandel und schrumpfende Städte zu (be)denken. Die Suche des Weltenbürgers nach den Ressourcen für veränderte Gefüge und Kreisläufe im Zeitalter des Menschen wird eine große Rolle spielen. Was sagt uns das über die Ursache, was über die Wirkung und vor allem was über die Strömung, die Tendenz aus? Wir haben keine Zeit mehr diese zu negieren! Wo sind also die Möglichkeitsräume – noch verborgen im Dazwischen?

M: Hörst du es, die Utopie ruft aus der Vergessenheit! M. – ich habe dazu in letzter Zeit so einiges herausgefunden das ich dir gerne zeigen möchte – Beobachtungen und Notizen. Auszüge davon konnte ich dir übermitteln…

M: …, doch vieles ist zwischen den Zeilen, zwischen den Linien verborgen gebieben. Mir geht es ganz genauso! Deswegen hab ich auch Papier mitgebracht – hast du zufällig einen Stift dabei?

M: Na klar!

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