Nix! Garnix! Phönix!

15. 7. 2016 // // Kategorie Randnotizen 2016

Dieser Spruch, den ich noch von meiner Großmutter kenne, stammt aus dem Jahr 1936. In diesem Jahr verstarb (am 17. Februar) der Generaldirektor der Phönix-Versicherung Dr. Wilhelm Berliner.

Um Berliner rankten sich superlative Legenden. Er galt als Genie. Er hatte der Phönix-Versicherung zu rasantem Aufstieg verholfen und zahlreiche andere Versicherungen geschluckt. Es hieß, dass Dr. Berliner 300 von 365 Nächten des Jahres entweder in D-Zügen oder Hotelzimmern verbrachte, dabei allerdings nur ein bis zwei Stunden schlief. In der restlichen Zeit diktierte er einer seiner vier Sekretärinnen Geschäftsbriefe. Dass er alle Weltsprachen beherrschte und bei den führenden Politikern Europas ein- und ausging, verstand sich von selbst.

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Wiener Zeitung vom 18. Februar 1936

Bald nach Berliners Tod musste man allerdings in der Phönix-Versicherung erkennen, dass Berliner über Jahre Bilanzen gefälscht und alle über den tatsächlichen Zustand der Finanzverhältnisse getäuscht hatte. Die Schulden der Versicherung betrugen 250 Millionen Schilling (5% des damaligen BIP). Diese Entdeckung löste den größten österreichischen Finanzskandal der Zwischenkriegszeit aus.

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Es stellt sich heraus, dass Berliner großzügige Zuwendungen gemacht hatte. Viele davon wurden am 29. April 1936 veröffentlicht. Die Veröffentlichung löste eine Selbstmordwelle aus. Berliner hatte der Presse, der Aufsichtsbehörde, dem jüdischen Nationalfonds, den Nationalsozialisten, der Heimwehr, dem Landbund, sozialdemokratischen Organisationen und vielen anderen Zahlungen zukommen lassen.