Zuschauerrekord im Umbenennen

29. 8. 2016 // // Kategorie Randnotizen 2016

Würde ich zu Beethoven sagen: “Hören Sie den Lärm aus dem Innenhof, mein lieber Beethoven? Das ist Ihre Mondscheinsonate!”, so würde er nicht verstehen, was ich meine, und vielleicht antworten: “Lass den Mond in Ruhe!”

Freimund Zuschauer war das Pseudonym des Journalisten Ludwig Rellstab, der den Weltrekord im Umbennenen von Werken anderer hält. Die Mondscheinsonate hieß zu Lebzeiten Beethovens nämlich Laubensonate und wurde von Rellstab erst nach Beethovens Tod Mondscheinsonate genannt.

Auch die Jupitersymphonie hieß zu Mozart Lebzeiten nicht Jupitersymphonie. Die Brandenburgischen Konzerte hießen zu Bachs Lebzeiten nicht Brandenburgische Konzerte, sondern wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts so genannt.

Hören Sie den Lärm aus dem Innenhof? Das sind die Umbennener, die Biographen, die Präger von Begriffen, die hier lautstark die Geschichte verfälschen, die wir dann für die Gegenwart einer Vergangenheit halten.

Beethoven hätte mit seinem Gehstock am liebsten auf den Mond eingedroschen und auf den erbärmlichen Organisten im Innenhof und auf Freimund Zuschauer und auf dem Lärm.