Loop I: Wien-Graz-Wien-Graz-Wien-Graz-Wien-Graz-Wien-Graz

14. 6. 2017 // // Kategorie Randnotizen 2017

Drei Wochen später. Ein Programmbuch später. Einige Reisen später. Darunter 14 Reisen zwischen Graz und Wien mit dem Zug. In die eine oder in die andere Richtung. 196 km mal 14, 2744 km. Allein gestern und heute hin und zurück.

Der Morgenzug um 7 Uhr früh – der beste, keine tschechischen Wagons, die immer schlechter sind als die österreichischen Railjets. Ceské dráhy. Und die Ansage, die auf Tschechisch die nächste Station verkündet, Príští stanice Mürzzuschlag. Aber dafür heißt es um 05:30 aus dem wohligen Bett. Oder, dann eben den Zug um 8 Uhr nehmen, den mit leicht altösterreichischem Flair. Das ehemalige Kronland, mit Zugspersonal, das einen mit seinen Deutsch-Kenntnissen immer beschämt, während man selbst keinen Satz tschechisch kann. Ignorantin.

Die Landschaft irrlichtert im Augenwinkel an mir vorbei. Ein zweieinhalbstündiger Film, am Semmering ein rhythmischer Wechsel von Licht und Schatten, Bäume, Sträucher in tausenden Grünschattierungen. Ich ertappe mich, wie der Blick an den immer gleichen Stellen sich vom Bildschirm des Laptops hebt. Als ob da etwas rufen würde. Ein Stolpern im Blick oder im Versunken-Sein in Texte, Mails, Nachrichten, in Musik.

Dann im Mürztal oder in der Talenge nach Bruck – die einzelnen Häuser mit ihren perfekt gemähten Rasen. In all den Jahren versuche ich Menschen beim Leben zu ertappen, spähe in Wohnzimmer mit ihren drapierten Gardinen, in Küchen mit gehäkelten Stores…. einmal ein Ausschnitt von einem Gartenfest, einmal spielende Kinder, Plantschen im Billig-Pool oder auch beim Mähen des Rasens. Nichts. Einfach Nichts. Gespenstisch. Vielleicht liegt es an der Tageszeit, da sind alle weg, bei der Arbeit, in der Schule. Hoffentlich. Was aber, wenn in den Schulen, in den Ämtern, Kirchen, Gasthäusern auch niemand ist?

Aber vielleicht bin ich ebenso unsichtbar – eine Bewohnerin eines Geisterzugs, ein Wurm in der Ferne, der die Landschaft durchschlängelt.