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6 wagnesweg

14. 8. 2017 // // Kategorie Randnotizen 2017

seit geraumer zeit oder seit ich prüfen möchte, welcher rhythmus mich durchsetzt, wirkt dieses video nach

 

und jetzt gibt es das hier

und ich kann nicht aufhören über schwerte nachzudenken

5 waldhof

1. 8. 2017 // // Kategorie Randnotizen 2017

Noch immer die Angst, wenn ich nachts am Nachhauseweg Verbranntes rieche. Wenn ich jetzt, eines Morgens, aufwache in meinem weißen Bett ohne WAS BISHER GESCHAH, wie werde ich mich orientieren? Wie lang wollen diese Menschen in dem Haus gegenüber noch die Fensterrahmen streichen?

Sie beobachten mich. Ich werde beobachtet. Ich beobachte sie, wie sie die Fensterrahmen streichen, wie sie mich beobachten.

Der Sommer hier wird weggeschwemmt. Wir sind ganz taub und weichgespült. Was kann auf diesem Boden jetzt noch wachsen?

Bin ich als Kind tatsächlich bei Gewitter in diesen Kirschbaum geklettert und habe dem Donnern zugehört? Wie bekommt man ein Gefühl zu seinem Körper? Das Erste, was Elefanten tun, wenn sie sich zum ersten Mal im Spiegel erkennen, ist, sich in den Mund zu schauen. Ich muss so viel lesen. Ich muss so viele Sprachen lernen. Muss ich nicht zuerst meine eigene verstehen?

Oft liege ich auf meinem Linoleum-Boden und bin Matsch. Ich bin so taub und weich gespült. Ich interessiere mich für Wörter wie QUERSCHLÄGER KRUSTENTIERE ich interessiere mich für Bergbau und die Alchemie der Stoffe, ich interessiere mich für Lawinen und die RADIUM GIRLS oft mehr als für Politik. Ist das schlimm? Das ist schlimm. Wie interessiert man sich? Wie interessieren sich die Menschen für etwas und wie eigenen sie es sich an? Über was sprechen Menschen? Über was lässt sich sprechen?

Alexander Humboldt schrieb: Es ist ein Treiben in mir.

Unter meinem Fenster geht jemand mit einer offenen Dose passierter Tomaten vorbei, ab und zu hebt er sie an und trinkt daraus.

August Engelhardt schrieb: Wie hasse ich Kleider. Aber wie in diesem Sommer nur von Sonnenlicht und Kokosnüssen leben?

Patientin K hat für alle gebrauchten Taschentücher und Kondome ihrer Affäre einen Altar gebaut. Jeden Tag nach dem Aufstehen steht sie davor und betrachtet sie.

Oft liege ich auf meinem Linoleum-Boden und bin eine zerdrückte Banane. Demonstrationen haben etwas Beängstigendes.

Ich interessiere mich für Kugelschreiber mit Rückholautomatik

B. fragt: Warum sind junge Autoren heute so unpolitisch? Wieso denkt niemand mehr an Heinrich Böll?

ONLY WHEN I BREAK THE LANGUAGE I CAN SPEAK Susan Hiller

IDENTITY IS AN ENDLESS EVER UNFINISHED CONVERSATION Stuart Hall

Die Spitze des Kilimanjaros habe ich an einem Regentag in einem Museum gesehen.

Selbst der Weiseste von uns wird gelegentlich zum Narren des Rhythmus sagt Herr Nietzsche.

Zwischen dem alles tun und dem alles wollen und dem nichts tun ist dieser rot-braune Linoleum-Boden.

Haben denn alle Väter Angst vor dem Weiblichen in ihren Töchtern? Es muss eine Zeit gegeben haben, in der Politik noch etwas von neuen Welten erzählte.

oh my gosh

oh my gosh

Ich bin so weichgespült von all dem, von dem ich nicht weiß, ob es von innen oder von außen kommt

Wenn ich nicht weiß, dann liege ich auf dem Boden, sitze nicht in den Bäumen

Vielleicht war es auch eine Dose Chili con Carne oder Tortellini in viel Tomatensoße oder oder

hört die signale!

 

Lieber Herbst. Ordne mich.

3. 7. 2017 // // Kategorie Randnotizen 2017

brinkmann2

Auch alle Fragen machen weiter, wie alle Antworten weitermachen. Der Raum macht weiter. Ich mache die Augen auf und sehe auf ein weißes Stück Papier.

(alles: Rolf Dieter Brinkmann: Westwärts 1&2 Gedichte. Rowohlt Verlag 2005. S.7-9.)

4 teichhof

16. 6. 2017 // // Kategorie Randnotizen 2017

wir sagen jetzt einfach mal so: l. steigt in die straßenbahn. teichhof, da bei den siedlungen. den weißen.

wir sagen: l. heißt sie.

l. schaut aus dem fenster und zerschaut die wälder zur linken seite, zersetzt die bäume

sie fragt sich warum man hier nicht die wiederholung einschieben kann, sie mag doch so gern zwischenwesen

(korallen zum beispiel)

sie ist doch so gern verliebt, so zwischendrin

zerrollt ihre worte in einem versuchten kindermund legt den kopf schief sie sagt LON DON lässt sich auf die silben fallen

lon DON

 LON don

l. ist manchmal noch immer sehr traurig

sehr sehr traurig

sie denkt halt gern nach

und die leute die denken sind manchmal traurig

die nacken anderer frauen die achseln vor allem

LON don

und was soll sie denn sagen wenn sie so viel fühlt

ganz mariatrost hat l. schon zerlesen

und fragt sich wohin jetzt mit der ganzen liebe

wenn sie doch so viel hat