besser als jetzt
1. 7. 2010 // Kathrin Resetarits // Kategorie Randnotizen 2010ich schilderte einem bekannten meine unzufriedenheit. und zwar im speziellen die unzufriedenheit von vor zwei jahren, meine damalige unzufriedenheit nicht nur mich allein, sondern auch meine damalige beziehung zu meinem exfreund betreffend. mein bekannter brachte als antwort darauf sein erstaunen zum ausdruck. er hätte uns immer für das perfekte paar gehalten. er hätte uns geradezu beneidet. wir hätten so ein schönes bild abgegeben zusammen, man hätte sich so gut vorstellen können, wie schön die gemeinsame arbeit und auch das gemeinsame leben bei uns zwei intelligenten und an ähnlichem interessierten gewesen wäre. auch hübsch und strahlend hätten wir gewirkt und wären seiner einschätzung nach nicht nur zielscheibe seines, sondern auch des neides vieler anderer geworden. ich war sehr erstaunt. nie wäre mir ein dahingehender gedanke gekommen, und ich beeilte mich, das meinem bekannten zu versichern. ich fuhr fort, die unsicherheit, die uneinigkeit und den zweifel zu schildern, die mich damals beschäftigt hatten. die unzufriedenheit und unruhe, die angst. doch während ich anscheinend noch dabei war, meinem bekannten sein vorstellungsbild von uns als glücklichem paar zu nehmen, beobachtete ich an mir eine leise freude darüber, dass mir mein bekannter anscheinend nicht ganz zu glauben schien. und langsam begann ich sozusagen in zwei entgegengesetzte richtungen zu arbeiten, ernsthaft meine realität begreiflich zu machen und andererseits seinen zweifel an meinen aussagen zu schüren. ich bemerkte, dass ich dinge ausliess, die eine auslegung seinerseits zu stark eingeschränkt hätten, ich liess entscheidendes im dunkeln und spürte ein wohliges gefühl, dort wo mich die wärme seines glaubens an mein vergangenes glück anwehte. die lücken, die ich in meiner erzählung für seine phantasie freiliess, wurden grösser, bis das gespräch schliesslich ganz versiegte und an einer anderen thematik neu aufgezogen wurde. in der folge kehrten meine gedanken immer wieder zum gesagten zurück. ich liess sein bild von meiner beziehung revue passieren und stellte mir mich und meinen exfreund aus seiner perspektive und im licht der neuen informationen vor. ich begann selbst zu zweifeln. unter umständen waren die gemeinsam verbrachten jahre ja doch ungewöhnlich schön gewesen, in der relation zu anderem sogar ein glücksfall und ein segen. der verdacht kam auf, dass meine damalige situation in jedem fall besser gewesen ist als meine jetzige.