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traum

12. 8. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

ich habe geträumt, ich bin ein mann. ich hatte einen coolen anzug an und habe in einhändiger umarmung mit einem freund einen tanz getanzt, der sehr cool war. dann im tanz eine schiesserei, die zur wirklichkeit wurde. glasscherben und der feind das opfer. danach war ich marilyn monroe.
das lässt mich an freuds theorien glauben.
ich wäre gern ein mann. ich wäre ein guter mann. und mein übergewicht fiele nicht so ins gewicht. vielleicht hätte ich aber auch einfach nur noch mehr angst.

live

23. 7. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

in sizilien während einer fussballmeisterschaft. die strassen sind leer, und über allem schwebt der zusammenklang der vielen fernseher, die überall ins selbe programm geschalten sind. manchmal lauter, manchmal leiser, je nach lautstärke und entfernung zum nächsten gerät, aber immer unverständlich. und ich mit dreckigen füssen auf dem weg vom strand heim mit dem glücklichen gefühl, die einzige zu sein, die unterwegs ist, deren gedanken allein irgenwohin laufen, während die hirne der anderen alle gebannt demselben folgen, die anderen augen alle in dieselbe richtung schauen, während meine die einzigen sind, die die restrealität bezeugen. ich als prinz vor dem schloss, in dem alle schlafen, und ich denke garnicht daran, jemanden zu küssen. gestohlene zeit.
wahrscheinlich eine art allmachtssfantasie. grössenwahn.
jetzt schau ich auch in den fernseher und geniesse die andere art von freiheit, nämlich die vom eigenen gedankengang und der entscheidung, wo man hinschauen soll. alles ist so einfach, wenn man gerade erst beginnt sich damit zu beschäftigen. unbeschwert. sinnlos. jetzt drängt sich eine andere allmachtsfantasie auf. ich stelle mir vor, dass meine gedanken auf seltsamen wegen mitentscheiden können, wann ein tor fällt. und angenehmerweise können sie das fast nie. angenehmerweise machen sich die tore selber oder weigern sich, ganz ohne mein zutun, zu fallen. hilflos und verantwortungslos lasse ich mich überraschen. wie schön es ist, bei etwas zuzuschauen, mit dem man nichts zu tun hat.
es wird sowieso passieren. auch wenn ich nicht hinschaue. ich geh jetzt in die küche, und vielleicht macht kamerun, sich unbeobachtet fühlend, dann ein tor.

ferien

17. 7. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

gegen abend verwandelte sich unsere vergnügtheit in niedergeschlagenheit. überdruss und ungeduld bedrückten uns so, dass wir uns nicht einmal zu einem kartenspiel durchringen konnten. schweigend sassen wir herum, konnten uns zu keinem wort überreden und wenn doch, so bestätigten uns die vorgefertigten, hohlen sätze nur in unserem urteil über eine fahle und langweilige welt. der teppich lag da, still. am nachmittag hatte er noch ausgesehen als würde er zum sprung ansetzen.
vor den fenstern lag eine schwere nacht. die luft mit schwärze vollgestopft, kein platz mehr, um vor die tür zu gehen. das schwarze drückte von aussen die türen zu, und nichts eignete sich zum ansehen, kein gedanke ging, alles stand nur da, nichts wartete mehr.
natürlich konnten wir auch nicht einschlafen, wir drehten uns im bett herum, und obwohl wir uns gegenseitig dabei beobachteten und von uns auf den zustand des anderen schliessen konnten, hatte keiner ein wort des trostes.

hinter der kurve

5. 7. 2010 // // Kategorie Randnotizen 2010

hinter der kurve haben sie ein haus mit garten und einem nicht näher beschriebenen obstbaum. vielleicht haben sie sogar mehrere obstbäume. wahrscheinlich. sie sprechen im herbst viel von marmelade.
gegen abend putzen sie sich die blossen sohlen ab, die lindenblätter, die immer da kleben bleiben, und gehen ins haus. sie heizen ein. sie haben nur dinge zu tun, die ihnen nicht wie arbeit erscheinen, sie haben eine grosse ruhe im bauch, sie brauchen sich nicht sorgen, sie warten bis die sonne wieder aufgeht, wie ein verlässlicher freund, sie schimpfen nicht viel, nur wenn es sein muss und schauen den leuten ins gesicht, egal ob es hässlich ist oder nicht, und kümmern sich wenig um angebereien. sie sind sich selbst mass und ziel, sie gehen in gedanken schritt um schritt, sie sind in ordnung im kopf, sie haben eine freude im bauch, wenn die pfingstrosen blühen, und so schauen sie auch nur von aussen aus. der kopf ist so ein ding. man weiss nicht, was man damit anfangen soll. wie es beschreiben. man kann sich an den sommer nicht mehr erinnern, man kennt nur das eigene unglück, man glaubt letztendlich doch eine ausnahme zu sein, wenn schon nicht im guten, so doch im schlechten und möchte sich eine kleine insel bauen, auf der alles gut ist, wenn schon nicht für einen selber, dann doch wenigstens für andere, die man dann daraufsetzen kann und ihnen zuschauen, wie man den puppen im puppenhaus zuschaut beim starren sitzen mit ausgestreckten beinen oder beim liegen in zu kurzen betten oder beim ewig eingefrorenen öffnen der haustür. wer da? besuch oder die post?